Es ist der 10. April 1958. Am Flughafen Orly warten die beiden jungen Filmschauspieler Jean-Claude Brialy und Alain Delon auf den deutsch-österreichischen Weltstar, der eben dem Flugzeug entsteigt: Romy Schneider. Mit gerade mal zwanzig Jahren hat dieses hübsche Mädchen bereits 13 Filme gedreht und reist nun für den 14. Film – „Christine“ nach Arthur Schnitzlers „Liebelei“ – zum zweiten Mal nach Paris. Doch diesmal soll die Stadt sie nicht mehr loslassen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verlieben sich der „Pariser Bohemien“ und das „österreichische Maderl“ ineinander. Und sorgen für ordentliches Skandalgewitter in der deutschen und österreichischen Presse, als nämlich Romy beschließt, nach Abschluss der Dreharbeiten Delon nach Paris zu folgen und damit ihre ganze glanzvolle Karriere aufs Spiel zu setzen.
Es ist nicht die letzte mutige Entscheidung, die Romy trifft. Sechs Jahre später – sie ist inzwischen ein gefeierter französischer Filmstar – bricht sie abermals die Zelte ab und kehrt zurück nach Deutschland, um den Theatermacher und Schauspieler Harry Meyen zu heiraten und ihren gemeinsamen Sohn David heranwachsen zu sehen. Aber Romy wäre nicht Romy, wenn sie sich damit zufriedengegeben hätte. Einem Anruf Delons folgend, verpflichtet sie sich als dessen Partnerin in dem Film „Der Swimmingpool“ und beginnt damit ihre dritte und erfolgreichste Karriere. Sie zieht zurück nach Paris, lässt sich von Meyen scheiden und heiratet ihren Sekretär Daniel Biasini, mit dem sie eine Tochter, Sarah, zur Welt bringt.
In dieser Zeit entstehen Romys größte Filme: „Die Dinge des Lebens“, „Das Mädchen und der Kommissar“, „Das alte Gewehr“, um nur einige zu nennen. „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ wird auf Romys eigene Initiative hin produziert. Es soll ihr letzter Film bleiben. Am 29. Mai 1982, fast ein Jahr nach dem tragischen Unfalltod ihres Sohnes David, stirbt Romy im Alter von 43 Jahren.
Wenn man hundert Leute fragt, wer Romy Schneider war, bekommt man hundert verschiedene Antworten. Die einen sehen in ihr die nichtgesehene Tochter, die nächsten die tabletten- und alkoholabhängige Filmdiva oder die „Exilantin“, die ihr Leben lang mit dem sogenannten „Sissi“- Image zu kämpfen hatte. Jeder weiß etwas über Romy Schneider zu sagen. Die, die sie näher kannten, beschrieben sie häufig als lebensfrohen und lustigen Menschen, der sich im alltäglichen Leben jedoch oft nur schwer zurechtfand. Und als eine Vollblut-Schauspielerin, die für ihren Beruf alles gab und – sich selbst gegenüber schonungslos – alles tat, was die Rolle und der Film- oder Theaterstoff verlangten. „Ich kann im Film alles und im Leben nichts“, ist ein viel zitierter Satz Romy Schneiders. Ein zweischneidiger Satz, der beide Seiten einer Medaille aufzeigt, indem er sowohl die Tragik als auch die Erfolgsgeschichte in Romys Leben erkennbar macht.
Das Theaterstück „Romy Schneider – Die Geschichte eine Schauspielerin“ erzählt die Entwicklung Romys: Von dem jungen Mädchen, das mutig beschließt nach Frankreich zu gehen, um hier mit Alain Delon ein neues Leben zu beginnen, hin zur großen französischen Filmschauspielerin, zu der sie wurde. Gezeigt wird eine Frau, die mutig immer wieder neue und andere Wege beschritt, sich nie zufriedengab, sondern sich immer weiterentwickeln und neu entdecken wollte, dabei jedoch immer wieder in den tiefen Abgrund zu stürzen drohte, an dem sie sich entlang bewegte. Es ist die Geschichte einer der größten Schauspielerinnen des letzten Jahrhunderts und einer Meisterin ihrer Kunst.